Was ist denn nun der Unterschied zwischen Moderation und Facilitation?

Moderator oder Facilitator?

Moderation oder Facilitation?

moderieren oder facilitieren?

Vielleicht ist diese Frage akademisch. Andererseits wird doch immer wieder darüber gesprochen und wir werden auch oft danach gefragt. Mit diesem Text wollen wir etwas Licht ins Dunkel bringen.

Ein Moderator ist jemand, der – so Wikipedia - ein Gespräch lenkt. Das Wort ist abgeleitet vom lateinischen Verb moderare: mäßigen, in Schranken halten, regeln.

Facilitation ist vom Englischen to facilitate abgeleitet: ermöglichen, erleichtern, vereinfachen, unterstützen. Ein Facilitator ist also jemand, der einer Gruppe ermöglicht, weitgehend autark gut im Gespräch zu sein, zusammenzuarbeiten und ihre Ziele zu erreichen.

Es gibt vermutlich nicht die eine richtige Definition. Wir haben es für uns wie folgt eingeordnet.

Facilitation

Ein Facilitator ...

  • definiert das Setting (Gruppierungen, Sitzordnung, Arbeitsmaterial, etc.)
  • definiert den Ablauf, also die Abfolge von Inhalten
  • legt fest, wie das Gespräch oder die Arbeit laufen soll (Regeln)
  • sorgt dafür, dass Struktur, Ablauf und Regeln eingehalten werden

Beispiel: World-Café

Ein Facilitator definiert das Setting: gemischte 4er- oder 5er-Grüppchen sitzen an runden Tischchen mit beschreibbaren Tischauflagen. Nach einer gewissen Zeit wird die Gruppenzusammensetzung zweimal verändert. Es wir die Rolle des Tischgastgebers definiert.

Der Ablauf: in der Ersten Gesprächsrunde geht es z.B. über den Ist-Zustand, in der zweiten über mögliche Gründe, in der dritten um Ideen und Ansätze. Leitfragen geben in jeder Phase Impulse und Richtung für den Diskurs.

Als Regel gilt unter anderem: alle schreiben und malen während des Austausches. Jeder soll zu Wort kommen. Man soll Ideen kreativ verbinden.

Der Facilitator führt zu Beginn in diese Struktur und Regeln ein und sorgt später nur noch für deren Einhaltung. An den Gesprächen nimmt er nicht teil und nimmt auch keinen Einfluss. Eine Moderation im klassischen Sinne findet nicht statt.

Moderation

Ein Moderator hingegen steuert das Gespräch in einer kleinen oder auch größeren Gruppe, in dem er Fragen stellt, das Wort erteilt, jemandem zuhört, einen Punkt aufgreift, jemanden unterbricht, einen Punkt zurückstellt, etwas auf einem Flipchart notiert, nachfragt, Stille auffordert zu sprechen, etc.

Der Moderator ist also während des Gespräches die ganze Zeit aktiv. Er ist nicht nur dabei, sondern lenkt das Gespräch.

Bei Convergent Facilitation steuert der Moderator das Gespräch, ohne Einfluss auf das zu nehmen, was die Teilnehmer sagen.

In der Phase der Entscheidungsfindung fragt er beispielsweise nach Einwänden zu einer vorgeschlagenen Lösung, hört aktiv zu, versucht die Essenz des Gesagten wiederzugeben, erfragt hinter einem Einwand liegende Bedürfnisse.

Er fragt, wie der Einwand integriert werden könnte – den Einwandgeber oder die Gruppe – also wie die Lösung verändert werden könnte, um für alle tragbar zu werden, etc. Er jongliert mit den Redebeiträgen, sorgt dafür, dass alle gleichermaßen am Gespräch beteiligt sind und führt die Gruppe behutsam, aber klar zu einer Lösung, die von allen akzeptiert werden kann.

Der Unterschied

Die Rolle des Moderators unterscheidet sich deshalb von der eines Facilitators grundlegend! Während der Moderator die gesamte Zeit aktiv ist, den Knoten des Gespräches darstellt, ist der Facilitator ganz unbeteiligt, nachdem er die Struktur, den Ablauf und die Regeln definiert hat.

Die Annahme, ein Facilitator wäre dann ja vielleicht gar nicht mehr wichtig, ist allerdings verfehlt. Sogar in so offenen Settings wie Open Space ist der Facilitator der Garant dafür, dass alles so läuft, wie es gedacht ist. Dabei ist er vielleicht nicht einmal sichtbar, aber seine innere Haltung ermöglicht doch ganz wesentlich das Funktionieren der Selbstorganisation im Open Space.

Methoden - Facilitation oder Moderation

Stimmt, ganz trennscharf kann man das nicht einordnen, denn auch bei Dynamic Facilitation ist das Setting ein wesentlicher Bestandteil und in der Zukunftskonferenz ist die Moderation bei der Definition des von allen getragenen Zukunftsbildes entscheidend.

Und doch läsäst sich eine gewisse Einordnng vornehmen, die zumindest einen groben Anhalspunkt dafür liefert, ob eine Methode nun eher Moderation oder eher Facilitation ist.

Unser Eindruck ist, dass die Fähigkeiten und die Erfahrung, die ein Gestalter und Begleiter eines Workshop mitbringen muss, damit er gelingen kann, bei Methoden, in denen die Moderation überwiegt, viel größer.

Vielleicht ist nicht zuletzt das eine Grund dafür, dass wir in der letzten Zeit stärker nach moderierenden Methoden angefragt werden?


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